Fahnenzug

Von links nach rechts
Hintere Reihe: Franz Willi Caspers, Markus König, Georg Bolten
Vorletzte Reihe: Dr. Paul Jansen, Dr. Peter Sieben, Lothar Hillers
Fahnenreihe: Jochen Stevens, Johannes Kames, Ehrenhauptmann Josef Zons, Josef Schmitz,
2. Brudermeister Herbert Bihn, Johannes Müller
Vordere Reihe: Hauptmann Helmut Jacobs, Matthias Thoneick, Peter Döhmen, Johannes Döhmen,
Georg Thoneick, Hauptmann Achim Gerards

Und die Fahne geht voran
Zum Fahnenzug der St. Rochus Schützenbruderschaft Broich-Peel und seiner Geschichte

Nach der Erhebung von St. Rochus Broich-Peel zur selbständigen Pfarre im Jahre 1904 entwickelte sich allmählich auch ein organisiertes Gemeindeleben. So wurde 1907 der Kirchenchor St. Cäcilia gegründet, zunächst als reiner Männerchor, bevor er um 1920 zum gemischten Chor erweitert wurde. Größere Präge- und Bindekraft für die Gemeinde entwickelte bis heute die 1920 gegründete St. Rochus Schützenbruderschaft.
Das erste Schützenfest wurde 1921 gefeiert. Auf einem Foto, aufgenommen vor dem Saal „Restauration Josef Hauter“ in Woof, ist dieser Anfang festgehalten worden. Zu sehen sind die Teilnehmer dieses Schützenfestes mit König Franz Thissen in ihrer Mitte. Auch eine Fahne war von Anfang an dabei. Sie durfte als Identifikationssymbol der jungen Bruderschaft nicht fehlen. Als ursprünglich militärisches Feldzeichen wurden Fahnen im 18. und 19. Jahrhundert zum Erkennungszeichen traditionell ausgerichteter ständisch-korporativer Gruppen, so auch der Schützenvereine. Die Fahne ist dabei Sinnbild für die Gemeinschaft und steht für Ehre und Treue. Entsprechend der militärischen Herkunft ist es der Fähnrich oder Fahnenoffizier, dem die ehrenvolle Aufgabe zukommt, die Fahne zu tragen. Auch unsere Bruderschaft kennt diese Funktion. Peter Hansen war 1921 ihr erster Fähnrich – mit der ausgeliehenen Fahne des Kirchenchors. Datum und Name sind auf der abgebildeten Fähnrich-Plakette gut sichtbar.
Für die Beschaffung einer eigenen Fahne war die Zeit bis zum ersten Schützenfest zu knapp gewesen. Doch das Provisorium blieb zeitlich begrenzt. Eine Spenden- und Sammelaktion erbrachte die Mittel für die Beauftragung unserer grünen Fahne. Sie zeigt auf der einen (grünen) Seite mit dem Jahresdatum 1920 den Heiligen Rochus in der typischen Darstellung mit Hund, auf der anderen (hellen) Seite trägt sie kreisförmig die Aufschrift „Gott schütze die St. Rochus Bruderschaft“ und zeigt in der Mitte Kreuz, Anker und Herz mit Flamme als Symbole für Glaube, Hoffnung und Liebe. Beide Seiten sind mit floralen Motiven umrankt und geschmückt.

Die grüne Fahne begleitet seither unser Bruderschaftsleben und ist im Wechsel der Generationen schon durch viele tragende Hände gegangen. Diese hier vollständig aufzuführen, ist mangels entsprechend geführter Unterlagen und vieler personeller Wechsel nicht möglich. Das gilt eingeschränkt auch für die zweite, die rote Fahne, die 1964 dazugekommen ist. Gefertigt von Ordensschwestern in den Niederlanden, wurde sie am Sonntag, dem 13. September 1964, im Rahmen eines Festgottesdienstes von Pater Gabriel ge- weiht. Der Heilige Rochus wird hier als Symbol für die Liebe dargestellt, der in Zeiten der Pest tätige Nächstenliebe übte und sich gegen Leid und Böses stellte. Beide Fahnenseiten sind in gleichen Farbtönen gehalten – dominierend „rot“ als Farbe der Liebe, „schwarz“ für das Leid und das Böse sowie „hellgrau“ und „golden“ für das Gute und Heilige. Auf der Seite mit dem Heiligen Rochus werden der St. Rochus Bruderschaft Broich-Peel die Jahreszahlen 1920 und 1964 zugeordnet. Die andere Seite zeigt ein abstraktes Kreuz-Pfeil-Symbol der Bruderschaften und integriert darin das Leitmotiv „Für Glaube Sitte Heimat“.

Mit dem Hinzukommen der zweiten Fahne gab es ab 1965 zunächst die Fahnengruppe, seit Ende der 1980er Jahre dann den Fahnenzug. Er hat heute die Verantwortung für die beiden Fahnen (künftig für drei Fahnen), er präsentiert sie bei den Prunkfeierlichkeiten wie auch weiteren bruderschaftlichen und kirchlichen Anlässen, so am Sebastianustag, zu Fronleichnam, bei Wallfahrten, am Volkstrauertag wie auch bei Begräbnissen verstorbener Bruderschaftsmitglieder. Hinzu kommen zahlreiche auswärtige Auftritte bei Schützenfesten befreundeter Bruderschaften oder auch bei zentralen Veranstaltungen wie dem Stadtschützenfest. Stets gehen dabei die Fahnen dem König und seinem Gefolge voran. Bei den großen Festparaden ist es seit Jahren üblich, dass sich die Fahnenabordnungen der teilnehmenden Bruderschaften zu einer Fahnenparade zusammenschließen und so ihre Gemeinsamkeit und ihr Miteinander im seit 1951 bestehenden Bundesverband der historischen deutschen Schützenbruderschaften betonen. Für die St. Rochus Schützenbruderschaft kommt in diesen Situationen eine dritte Fahne dazu – die sog. Jünglingsfahne des nicht mehr aktiven Jünglingsvereins, die seit 2008 vom 2. Schützenzug getragen wird. Dass mit Fahnen paradiert wird, war nicht zu allen Zeiten üblich. Lange Zeit hatte die Fahne bei Paraden ihren Platz in der Ehrenformation an der Seite des Königs, seines Gefolges und der Ehrengäste. In den Jahren der Umstellung, die zwischen den Schützenbruderschaften nicht abgestimmt er- folgte, kam es häufiger vor, dass Fahnen vor Fahnen paradierten. Vereinzelt ist dies auch heute noch der Fall.
Der Fahnenzug in seiner heutigen Zusammensetzung zählt 16 Mitglieder. Seit den frühen siebziger Jahren sind Helmut Jacobs, Johannes Kames, Dr. Paul Jansen (mit zwischenzeitlicher Unterbrechung), Franz-Willi Caspers und Lothar Hillers dabei. Andere, insbesondere Heinz-Josef Neumüllers, auch Werner Gerkens und Günter Stevens, gehörten für einige Jahre dazu. Bodo Hamacher, langjähriger und unvergessener Hauptmann, verstärkte uns ab Ende der 1970er Jahre.
Um die Verantwortung für die Fahnen auf breitere Schultern zu verteilen, erfolgte gegen Ende der 1980er Jahre eine erste Erweiterungsrunde um Georg Bolten, Johannes Müller, Dr. Peter Sieben und Jochen Stevens.
Hierzu ein kurzer Einschub: In den Annalen der Bruderschaft findet sich ein Schriftstück aus dem Jahr 1989, in dem es u.a. heißt: „Für einige Verwirrung sorgten die Nachwuchs-Fah- nenoffiziere bei den Sicherheits- kräften der Britischen Rheinarmee, als sie auf einem etwas abseits liegenden Gelände, nahe des Hauptquartiers, marschieren übten. Anfangs beobachteten die Kontrollposten die Aktivitäten der jungen Männer genau, bis zu erkennen war, dass die Burschen nur trainierten und keine Invasion zu erwarten war“.
Ob es der Respekt vor der auf sie zukommenden neuen Aufgabe oder vor der erfahrenen Älteren war, kann dahingestellt bleiben.
Jedenfalls gelang die Integration der Neuen reibungslos. Das war auch kurze Zeit später der Fall, als sich Achim Gerards und – für einige Jahre – Frank Cohnen anschlossen. Nach der Jahrtausendwende folgten Josef Schmitz und später Markus König. Jüngste Verstärkung sind Peter und Johannes Döhmen sowie Georg und Matthias Thoneick. Mit dieser Zuggröße ist gewährleistet, dass die Fahnen zu jedem Anlass angemessen präsentiert werden. Zudem bleibt Spielraum für die Wahrnehmung anderer Aufgaben, so als Hauptmann (langjährig Helmut Jacobs sowie Achim Gerards) oder auch als König (so 2000 Johannes Kames, 2005 Dr. Peter Sieben, 2007 Franz-Willi Caspers und 2016 Georg Bolten)  und Minister.
Die Organisation als Fahnenzug bringt mit sich, dass die Aufgaben des Fahnenträgers nicht mehr Einzelpersonen fest zugeordnet sind. Dies war von den Anfängen der Bruderschaft bzw. seit deren Wiederbegründung 1946 (nach Verbot und Auflösung in 1936) wohl noch bis in die frühen 1960er Jahre so. Verantwortung für die Fahne trug jeweils der Fähnrich, flankiert von zwei weiteren Bruderschaftlern. Beim ersten Nachkriegs-Schützenfest 1947 waren dies Johann Pflipsen (Broich) mit Willi Kehren und Clemens Reiners. Die Zusammensetzung änderte sich häufig. Fähnriche in den folgenden Jahren waren u. a. Leo Zenzes, Johann Pflipsen (Gatzweiler), Josef Zons und Josef Siemes, letzterer fünf Jahre lang zusammen mit Peter Mertens und Hans Hellmann. Spätestens mit dem Hinzukommen der zweiten Fahne ab 1965 und der Bildung einer Fahnengruppe lockerten sich die festen personellen Zuordnungen. Zu denen, die in Dreierbesetzungen die grüne und rote Fahne während der 1960er Jahren trugen bzw. die Fahnengruppe anführten, gehörten Fritz und Norbert Camps, Heinz Gerhards, Heinrich, Karl, Willi und Herbert Küppers, Herbert Symes sowie Willi und Karl Vieten. Mit dem Schützenfest 1970, als Willi Küppers, Fritz Camps und Herbert Symes als König und Minister aufzogen, vollzog sich der oben beschriebene Generationswechsel.


Zum 100-jährigen Bestehen hat die Bruderschaft eine neue Fahne beauftragt. Sie wurde von den Benediktinerinnen des Klosters Mariendonk gefertigt und ist in der Krönungsmesse zum Sebastianusfest am 17. Januar 2020 von Pastor Harald Josephs geweiht worden. Auch bei dieser dritten Fahne steht unser Pfarr- patron im Vordergrund. Zu sehen ist er auf der grünen Seite, die mit den Jahreszahlen 1920 und 2020 für die St. Rochus Schützenbruderschaft Broich-Peel e.V. versehen ist. Die helle Seite zeigt in der Mitte die Pfarrkirche als Zentrum der Bruderschaft und sie umgebend die Kapellen und Gebetsstöcke der Gemeinde. Im Einzelnen sind dies – von der Kirchturmspitze ausgehend im Uhrzeigersinn – das Bildstöckchen Hl. Josef auf der Broicher Straße, die Kapelle zum Hl. Josef und Antonius zu Padua in Peel, das Wegekreuz in Genhodder, die Sebastianuskapelle in Broich, die Kapelle zur Hl. Brigida in Peel, das Ehrenmal für die Toten des Ersten und Zweiten Weltkrieges, die Kapelle zum Hl. Josef in Gatzweiler, die Kapelle zur heiligsten Dreifaltigkeit in Genhodder, das Heiligenhäuschen zum Hl. Rochus in Broich sowie die Petrus-Kapelle in Koch. Ergänzt wird diese Darstellung durch die beiden Jubiläumsdaten und das Leitmotiv der Bruderschaften „Glaube Sitte Heimat“. Die neue Fahne wird die dritte Fahne des Fahnenzuges sein und die St. Rochus Schützenbruder- schaft Broich-Peel in ihr zweites Jahrhundert führen. Möge sie uns mit Gottes Hilfe gutes Geleit geben.


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